RENÉ DESCARTES :
IM ZWEIFEL FÜR DEN ZWEIFEL
Mit „Ich denke, also bin ich“ lieferte René Descartes einen der grundlegenden und populärsten Sätze der Philosophiegeschichte. Weniger bekannt sind die dahinter liegende Philosophie und die Biografie des Denkers, der am 31. März 1596 in Frankreich geboren wurde.
"E in Mann, der in den Gärten der Tourraine geboren wurde und jetzt in einem Land weilt, wo es vielleicht nicht so viel Honig gibt wie in dem Land, das Gott den Israeliten verheißen hatte, aber vermutlich mehr Milch: kann sich nicht so leicht entschließen, es zu verlassen und in das Land der Bären zu ziehen, um zwischen Klippen und Gletschern zu leben.“
So legte René Descartes am 23. April 1649 einem Freund seine Reisepläne dar. Der Franzose lebte damals bereits seit langem in den Niederlanden, wo er seinen philosophischen Forschungen in größerer Freiheit als in Frankreich nachgehen konnte. Doch jetzt hatte ihn die schwedische Königin Christina an ihren Hof gerufen. Descartes folgte der Einladung.
Eintauchen in das "Buch des Lebens“
Die liebliche, grüne Landschaft seiner Kindheit hatte sich tief in ihn eingeprägt. René Descartes wurde am 31. März 1596 in La Haye geboren. Seine Mutter starb ein Jahr nach seiner Geburt, der Vater schickte seinen Sohn ab 1604 auf ein Jesuitenkolleg. Dort verblüffte der kleine René seine Lehrer mit mathematischen Theorien. Als junger Mann absolvierte er zunächst ein Jurastudium und eine militärische Ausbildung und verfasste erste methodologische Schriften zur menschlichen Vernunft, die aber erst posthum erscheinen sollten. Anschließend stürzte er sich in das „Buch des Lebens“, wie er es nannte, und ging mehrere Jahre auf Reisen. 1619 fasste er den Plan, eine universelle Erkenntnismethode zu entwickeln. Ab 1625 lebte er in Paris und gewann an Reputation, vier Jahre später emigrierte er in die Niederlande:
„Vier Regeln, der Analysis und Algebra entlehnt: Die erste war: niemals eine Sache als wahr anzunehmen, die ich nicht als solche sicher und einleuchtend erkennen würde, das heißt sorgfältig die Übereilung und das Vorurteil zu vermeiden und in meinen Urteilen nur so viel zu begreifen, wie sich meinem Geist so klar und deutlich darstellen würde, dass ich gar keine Möglichkeit hätte, daran zu zweifeln.“
Radikale Erneuerung der Wissenschaften zum Ziel
So umriss René Descartes seinen Ansatz in seinem Discours de la méthode, dessen vollständiger deutscher Titel lautet: „Abhandlung über die Methode“, seine Vernunft gut zu gebrauchen und die Wahrheit in den Wissenschaften zu suchen. Das klare, elegant geschriebene Buch erschien 1637 anonym auf Französisch und machte international Furore. Es ging Descartes um eine radikale Erneuerung der Wissenschaften und die Überwindung des aristotelisch-scholastischen Systems. Nach dem Muster der Mathematik arbeitete er mit Evidenz, Analyse, schrittweiser Ableitung und Reflexion. Doch auch für philosophisch weniger beschlagene Leser waren seine Grundsätze nachvollziehbar. Etwa:
„Die zweite Regel: jede der Schwierigkeiten, die ich untersuchen würde, in so viele Teile zu zerlegen als möglich und zur besseren Lösung wünschenswert wäre.“
Mehr als nur ein Ärgernis – Über den Nutzen der Metaphysik für das Leben
Metaphysik, die Lehre von den ersten und letzten Dingen: Sie handelt von Gott, der Seele, ihrer Unsterblichkeit, der Stellung des Menschen im Kosmos. Dem philosophischen Establishment gilt sie schlimmstenfalls als Ärgernis, bestenfalls als überholte Form spekulativen Denkens. Wozu also noch Metaphysik?
Zweifeln als Methode
In der Metaphysik sind im Unterschied zur Moral einige Grundthesen beweisbar. Geist und Körper sind laut Descartes voneinander verschieden; der Geist könne aber auch ohne den Körper weiter existieren. Um dies zu belegen, wendet Descartes seine berühmte Zweifelsmethode an: Ein denkender Geist kann an allem zweifeln, auch am Körper selbst, aber nicht an der Tatsache, dass er denkt.
Alsbald aber machte ich die Beobachtung, dass, während ich so denken wollte, alles sei falsch, doch notwendig ich, der das dachte, irgendetwas sein müsse, und da ich bemerkte, dass diese Wahrheit ‚ich denke, also bin ich‘ so fest und sicher wäre, dass auch die überspanntesten Annahmen der Skeptiker sie nicht zu erschüttern vermöchten, so konnte ich sie meinem Dafürhalten nach als das erste Prinzip der Philosophie, die ich suchte, annehmen.“
Um fünf Uhr früh ließ die Königin bitten
Descartes hatte unterdessen mit einer Dienstmagd eine Tochter bekommen, die fünfjährig starb, was er als seinen größten Schmerz bezeichnete. Er wechselte häufig die Wohnungen, aber korrespondierte mit etlichen Gelehrten in ganz Europa, auch mit der Königin von Schweden. 1641 kam mit den Meditationes ein weiteres Grundsatzwerk heraus, das unter Theologen für heftigen Widerspruch sorgte. Im Spätsommer 1649 reiste Descartes auf Einladung von Königin Christina nach Schweden, wo ihn die Regentin mehrfach um fünf Uhr früh zur Audienz bat. René Descartes hatte sein Leben lang den Morgen schreibend im Bett verbracht. Im Februar 1650 starb er an den Folgen einer Lungenentzündung.
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